IoT-Technologien öffnen das Geschäft
Der Kunde betritt das Geschäft, nachdem er die Türen geöffnet hat. Dazu legt er seinen Finger auf einen Sensor am Vordereingang und die Türen öffnen sich. Im Geschäft wird der Kunde*in von einen Avatar begrüßt, denn es sind keine menschlichen Verkäufer im Geschäft.
IoT-Technologien erleichtern das Einkaufen
Nach der persönlichen Begrüßung geht der Kunde*in im Geschäft umher und sucht die Produkte, die er kaufen möchte. Die Waren sind alle in Regalen sichtbar eingeordnet, vor den Regalen ist allerdings eine Glasfront. Der Kunde*in kann also nicht ohne weiteres ins Regal greifen und die Produkte herausnehmen. Dazu ist wieder die Autorisierung mit dem Finger auf einem Sensor am Regal notwendig und welch Wunder: Die Tür gleitet zurück und der Kunde kann das Produkt herausnehmen. Ein weiterer Sensor registriert sofort das Produkt, das der Kunde aus dem Regal genommen hat.
IoT-Technologien erleichtern das Bezahlen
Dieses wird sofort vom Kundenkonto virtuell abgezogen und der Preis vom Konto abgebucht. Wenn der Kunde das Produkt nicht möchte und zurückstellt, wird die Kauftransaktion abgebrochen.
Möglich ist das durch zahlreiche IoT-Technologien im Geschäft – Handel in 2025? Informationen, Einsatzaspekte und Hinweise zu den verschiedenen IoT-(Internet of Things)Technologie finden sich in dem Buch „Digital Connection. Die bessere Customer Journey mit smarten Technologien – Strategie und Praxisbeispiele“ von Tanja Kruse Brandao und Gerd Wolfram, erschienen Mitte 2018 im Springer Verlag.
Science Fiction oder Realität?
Es klingt schon sehr futuristisch. Ein unbemanntes, verkäuferloses Geschäft, das mit Hilfe verschiedenster IoT-Sensoren ein neues Einkaufserlebnis anbietet. Auf einem ähnlichen Konzept basieren ja auch die Amazon Go Stores in den USA.
Das folgende Video zeigt eindrucksvoll den oben beschriebenen Ablauf:
Nein, das ist ein Pilot aus Israel, konkret in Tel Avivs Stadtteil Florentin, wo ein 40 Quadratmeter-Geschäft für Tiernahrung (Nowpet-Store) aufgemacht hat. Dieser gilt als erster kassenloses Geschäft in Israel.
Kunden von Nowpet müssen sich einmalig vor dem Besuch des Geschäfts registrieren. Dazu werden eine Kreditkarte, eine Telefonnummer und ein Fingerabdruck benötigt. Mittels seiner biometrischen Kennzeichen (Fingerabdruck) „meldet“ sich der Kunde beim Betreten des Geschäfts an.
CYB-ORG als Technologie-Anbieter
Die Technologie im Geschäft wurde von CYB-ORG Technologies entwickelt. Im Gegensatz zum Amazon Go Store basiert der Nowpet-Store im wesentlichen auf anderer Sensorik als Kameras. Dank der Sensoren gibt es stets aktuelle Informationen über den Warenbestand. Zulieferer können so automatisiert informiert werden, um die Regale wieder aufzufüllen.
Das Geschäft kann Tiernahrung zu niedrigen Preisen anbieten als andere Geschäfte. Einerseits entfallen die Kosten für Personal, andererseits ist das Geschäft 7 Tage die Woche 24 Stunden geöffnet. Die monatlichen Kosten für ein vierzig Quadratmeter-Geschäft sollen sich auf 2.500 Dollar inklusive der Miete belaufen. Daher plant der Besitzer auch das Konzept auf andere Bereiche wie Pharma und Lebensmittel auszuweiten.
Handel in 2025: Einkaufen ohne Kasse (Cashierless Checkout)
Der Trend zum mobilen Bezahlen per Smartphone oder Karte verleiht kassenlosen Einkaufsformaten nach dem Vorbild von Amazon Go Aufwind. „Einkaufen in 20 Sekunden“ verspricht zum Beispiel Albert Heijn in den Niederlanden mit „Tap-to-go“. Dazu haben wir bereits in dem Beitrag “Albert Heijn: Highspeed-Einkaufen mit Tap-to-go” berichtet.
Rund achtzig Albert Heijn-to-go-Stores für den schnellen Einkauf betreibt der Lebensmittelfilialist in den Niederlanden. Die Hauptzielgruppe sind Pendler mit wenig Zeit zum Bezahlen. In der Filiale am Amsterdamer Hauptbahnhof können sich Kunden ab sofort den Weg zur Kasse sparen und die gewünschten Artikel direkt am Regal bezahlen. Dafür müssen sie sich die App „Tap-to-go“ auf ihr Smartphone laden und dort einmalig ihre Bankverbindung hinterlegen. Dann wird das Handy oder die Kundenkarte an das entsprechende elektronische Preisschild am Regal gehalten. Die Bezahlinformationen werden – ähnlich wie bei kontaktlosen Kartenzahlungen an der Kasse – per NFC übertragen Damit will Albert Heijn die Einkaufszeit in den Convenience Stores auf 20 Sekunden verkürzen.
Handel in 2025: Weitere Piloten
Einen 60-qm-Testmarkt mit Gesichtserkennungs-Technologie nach dem Vorbild von Amazon Go hat der französische LEH-Konzern Carrefour im Frühjahr 2019 in Massy eröffnet, zunächst nur für die eigenen Mitarbeiter. Ein Manko der Technologie sind die hohen Investitionen in teure Hardware wie Kameras und Sensortechnik.
Auch deutsche Unternehmen pilotieren kassenlose CheckouLösungen. Alternative Selbstbedienungskonzepte wie „Scan & Co“, seit Dezember 2018 bei Media Markt Saturn in Hamburg möglich, kommt mit NFC-fähigen elektronischen Regaletiketten und einer App mit Anbindung an die Warenwirtschaft aus. Auch der Schweizer Convenience-Store-Betreiber Valora will im Frühjahr 2019 einen kassenlosen Kiosk namens „Avec Box“ am Bahnhof Wetzikon eröffnen – Zugang und Bezahlung sollen per Smartphone-App erfolgen.
Das Einkaufen mit Hilfe des Mobiltelefons in einem stationären Geschäft zeigt der Online-Händler Bonprix in seinem Hamburger Flagship-Store “Fashion Connect” in der Mönckebergstraße. Detaillierte Informationen dazu bietet der Beitrag “Fashion Connect – die neue Art des stationären Einkaufens“.
Amazon plant bis zu 3.000 Standorte in den USA mit Amazon Go, außerdem sind immer wieder europäische Hauptstädte wie London im Gespräch. Auch für größere Formate soll die Technologie getestet werden. Bisher gibt es Amazon Go außerhalb von Seattle erst einmal in Washington, Chicago, San Francisco und in Illinois.
Offene Fragen bei Diebstahl und Warensicherung
Bei Albert Heijn-to-go wird bewusst auf Zufallskontrollen verzichtet. Denn diese würden Zeit kosten und sich negativ auf das Einkaufserlebnis auswirken. Andere Konzepte sehen vor, dass Self-Scanning-Kunden an einem separaten Express-Ausgang oder im Vorbeigehen an der Kasse einen QR-Code als Zahlungsbeleg vorzeigen. Start-up-Unternehmen wie Mishipay, Rapitag oder Buy Buddy arbeiten an alternativen Warensicherungslösungen, die durch den mobilen Bezahlvorgang entsichert werden, zum auf RFID-Basis. Auch der Zahlungsdienstleister Wirecard bietet zusammen mit dem Anbieter von elektronischen Etiketten SES Imagotag eine entsprechende Lösung.
Machen automatisierte Geschäfte Sinn?
Physische automatisierte Geschäfte erfüllen die Präferenz vieler Kunden, die Produkte zu sehen, zu berühren und zu fühlen und zu genießen. Daneben ist das “take and pay”-Erlebnis eine viel effizientere und wirtschaftlichere Weise die Ware zu bezahlen als in traditionellen Geschäften. Einen detaillierten Einblick in die Entwicklung verkäuferloser Geschäfte bietet der Beitrag “Trend oder Hype: Verkäuferlose Geschäfte“.
Verschiedene IoT-Technologien ermöglichen Automatisierung in Geschäften
Dieser neue und effektive Ansatz für die Gestaltung von Ladenflächen, verschiedene Arten von Sensoren zur Beurteilung und Analyse des menschlichen Verhaltens, revolutionäre Algorithmen und innovative App, alles miteinander kombiniert, kann eine vollständige Automatisierung der Liefer-, Verkaufs-, Zahlungs-, Rechnungs- und Sicherheitsprozesse im Geschäft sowie ein neues Kauferlebnis bieten. Der Filialleiter muss sich nur aus der Ferne mit unerwarteten oder verdächtigen Ereignissen wie etwa möglichen Betrügereien oder technischen Problemen befassen, die das System erkennt.
Verkäuferlose Geschäfte: Chance für die Zukunft
Es ist relativ leicht einzusehen, wie angenehm kleine und verkäuferlose Geschäfte sind. Insbesondere für eine Branche, die über hohe Lohn- und Arbeitskosten, sinkende Umsätze pro Quadratmeter, aufwändige Kassiervorgänge und die Online-Konkurrenz, klagt. Da kommen solche verkäuferlosen Geschäfte gerade recht, zumal für das Betreiben wenig Personal benötigt wird. Allerdings sind die Investitionen in die notwendigen Technologien für diese Geschäfte nicht gerade gering.
Werden sich Verkäuferlose und Kassenlose Geschäfte durchsetzen?
Mit der Entwicklung der verkäuferlosen Geschäfte wollen die Händler vor einerseits die ländliche Versorgung und anderseits die schnelle Versorgung in den Stadtgebieten verbessern. Ob dieses Konzept außerhalb der Städte angenommen wird, ist zu bezweifeln, denn gerade dort leben viele ältere Menschen, die auf Beratung und Unterstützung bei der Technik angewiesen sind. Sicherlich werden diese verkäuferlosen Geschäfte an einigen Standorten Erfolg haben. Wir haben uns ja auch schließlich an die Idee der Drohnenflugzeuge gewöhnt – warum nicht auch automatisierter stationärer Einzelhandel. Aber sie werden hoffentlich nicht zur Alternative für den stationären Einzelhandel mit Dienstleistung und Service. Und mit menschlicher Interaktion, Beratung und Bedienung, die wir Käufer so schätzen. Also Ergänzung und nicht Ersatz. Stationäre Einzelhändler können sogar über sogenannte Vending-Maschinen in den Innenstädten oder auch auf dem Land einen 24-Stunden Service bieten.