NFC aktuell und in Zukunft

Near Field Communication (NFC), auch im Deutschen als Nahfeldkommunikation bezeichnet, kam zum ersten Mal Mitte 2000 zum Einsatz. Allerdings ist aktuell, im Jahr 2020, nur ein Teil der Menschen mit der Technologie vertraut. Denn ihr Bekanntheitsgrad liegt noch weit hinter dem des Barcodes oder des QR-Codes zurück. Dabei bietet die Technologie NFC vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Produkt- und Markenmarketing, beim kontaktlosen Bezahlen, in der Zugangskontrolle, im Smarthome und in vielen anderen Bereichen. Umso wichtiger ist es über NFC zu informieren, den aktuellen Nutzungsstand aufzuzeigen und in die Zukunft zu blicken. Und viel wichtiger: Was sind die Faktoren, die die breite Nutzung von NFC positiv beeinflussen: NFC heute und morgen.

Was genau ist Near Field Communication (NFC)?

NFC steht für Near Field Communication. Dahinter verbirgt sich ein Standard für drahtlose Verbindungen über kurze Distanzen. Dabei basiert die Technologie auf der RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation). Wie der Name schon sagt, geht es um eine Funkübertragungstechnologie, ähnlich wie Bluetooth oder WLAN. Aber anders als bei Bluetooth oder WLAN verbinden sich Geräte bei NFC automatisch miteinander. Dabei reicht es aus, wenn NFC-fähige Geräte, d.h. mit NFC-Transpondern oder Tags ausgestattete Geräte, im geringen Abstand von bis zu vier Zentimetern aneinander vorbeigeführt werden.

NFC-Logo

NFC-Logo

Wie genau funktioniert die Technologie?

Damit Geräte wie Mobiltelefone oder auch Tablets mithilfe von NFC mit Produkten und Gegenständen kommunizieren, benötigen diese einen NFC-Transponder (auch NFC-Chip oder -Tag genannt).

NFC-Transponder

NFC-Transponder oder -Tag (Quelle: https://www.bluebite.com/nfc)

In den Transpondern erzeugen die winzigen Spulen oder Wicklungen ein schwaches elektromagnetisches Induktionsfeld. Sobald sich zwei NFC-fähige Geräte berühren oder in sehr geringem Abstand zueinander liegen, findet die Kommunikation genauer gesagt der Datenaustausch statt. Die maximale Datenübertragungsrate liegt bei 424 kBit/s, ist also wesentlich geringer als über Bluetooth oder WLAN. Dafür kommt die Verbindung um einiges schneller zustande. NFC eignet sich daher hervorragend, um in wenigen Sekundenbruchteilen kleine Datenmengen zu verschicken.

Weitere sehr gute Überblicke über die NFC-Technologie, deren Anwendungsmöglichkeiten und Anwendungsbeispiele bietet und der NFC-Guide von Blue Bite. Einen weitaus umfassenderen Einblick in die Technologie und deren Anwendungsmöglichkeiten und Anwendungsfälle bietet das Grundlagenwerk “Digital Connection. Die bessere Customer Journey mit smarten Technologien – Strategie und Praxisbeispiele“, erschienen 2018 im Springer Verlag.

NFC in Produkten, Textilien und Werbeträgern

NFC-Transponder lassen sich in Gebrauchs- und Verbrauchsprodukte, Kleidung und Textilien, wie auch in Verpackungen oder Werbeträger integrieren. Produkte und Verpackungen werden auf diese Weise “intelligent” oder “smart”. Über das Lesen eines NFC-Transponders mit dem Mobiltelefon erhalten Kund*innen auf dem Mobiltelefon verschiedene Informationen zum und rund um das Produkt.

Damit wird auf eine kostengünstige und einfache Art die Kommunikation und Interaktion mit Kund*innen verbessert. sind eine Möglichkeit Produkte und Verpackungen in intelligente Produkte zu verwandeln.

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Hohe Nutzungszuwächse im Bereich von NFC

Die Firma Blue Bite arbeitet unter anderem mit NFC- und QR-Technologien. Im Zeitraum von 2018 bis 2019 zeigt sich ein Wachstum von 16 % bei den NFC-Aktivierungen und ein Wachstum von 44 % bei den Interaktionen festgestellt. Das untermauert die Tendenz, dass Kund*innen häufiger daran interessiert sind mit intelligenten Produkten zu interagieren.

Starkes Wachstum NFC-fähiger Geräte

Laut ABI Research wird es bis 2024 ca.1,6 Milliarden NFC-fähige Geräte geben. Zusätzlich schätzt das Unternehmen den Gesamtwert des NFC-Marktes bis zum gleichen Jahr auf 47 Milliarden Dollar. Die Zahlen fallen noch höher aus, wenn man den Blick auf den gesamten IoT-Markt (Internet of Things-Markt) richtet: Bis Ende 2020 werden 20 Milliarden IoT-fähige Geräte in Gebrauch sein. Bis 2030 liegt die Schätzung auf 500 Milliarden Geräte.

Durchdringung mit Mobiltelefonen steigt

Ein wesentlicher Treiber der Nutzungszunahme von NFC ist die steigende Zunahme von NFC-fähigen Mobiltelefonen. Mit 3,4 Milliarden Mobiltelefonen ist die weltweite Durchdringung von Mobiltelefonen auf einem Höchststand angekommen. Es gibt 2 Milliarden NFC-fähige Geräte, die meisten davon Mobiltelefone. Das NFC-Forum bemerkt dazu: “Mehr als 20 % der Weltbevölkerung haben Zugang zu NFC”.

NFC-basierte Zahlungsarten werden immer beliebter

Begünstigt wird der Trend zu NFC-fähigen Mobiltelefonen auch dadurch, dass Apple alle seine neuen iPhones – angefangen mit iPhone XS, XS Max und XR – mit NFC-Funktionalität ausgestattet hat. Damit ermöglicht Apple die Nutzung des eigenen Zahlungsdienstes Apple Pay. Apple Pay und Google Pay, die beide NFC nutzen, und andere NFC-Zahlungsarten spielen eine große Rolle für das steigende Bewusstsein für NFC.

NFC ist sehr vielfältig einzusetzen. Die zehn wichtigsten Einsatzmöglichkeiten beziehen sich auf die folgenden Bereiche. Weitere Beispiele dafür haben wir in dem Beitrag “NFC – das Produkt wird zum Erlebnis” beschrieben.

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Informationen zum Produkt/Storytelling

Produkte, die mit NFC-Tags ausgestattet sind, sind in der Lage, mehr über sich und ihre einzigartige Geschichte zu erzählen. Informationen zum und über ein Produkt werden angezeigt, um Kund*innen darüber aufzuklären, was ein Produkt besonders macht und warum sie es kaufen sollten. Darüber hinaus kann Auskunft gegeben werden, wo und wie ein Produkt hergestellt wurde, welche Materialien verwendet wurden und warum sie ausgewählt wurden, ob der Artikel aus nachhaltiger Produktion, aus biologischem Anbau oder einer anderen speziellen Verarbeitung stammt. All dies trägt dazu bei, Kund*innen ein überlegenes Produkt- und Markenerlebnis zu bieten.

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Anleitungen und Tutorials

NFC bietet dabei die große Chance, Kund*innen über das Mobiltelefon mit den Informationen zu versorgen, die sie benötigen, die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Produktes zu erfahren. Diese erläutern dann wie das Produkt oder der Artikel bestmöglich zu nutzen ist. Das kann beispielsweise über kurze Beschreibungen erfolgen. Viel eindrucksvoller ist das Angebot von Videos zur Produkterklärung.

Produktnachkauf

Von besonderer Bedeutung ist die Einbettung von NFC in Produkte zu Nutzung eines neuen Vertriebskanals. Bei Verbrauchsprodukten, die wieder aufgefüllt werden, brauchen Kund*innen nur auf den Artikel zu tappen, um eine neue Lieferung nachzubestellen. Bei anderen Artikeln, wie z.B. ein Hemd oder eine Hose, können Erfahrungen mit komplementären Produkten gemacht werden, die Kund*innen dazu anregen, zusätzliche Käufe zu tätigen.

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Produkt-Authentifizierung

Bei Luxusgütern und anderen hochwertigen Artikeln stellen Fälschungen eine echte Gefahr für den Ruf und den Umsatz einer Marke dar. Darüber hinaus haben ahnungslose Kunden, die  Fälschungen kaufen, ein schlechtes Einkaufserlebnis. Der Einsatz von NFC als Authentifizierungstechnologie hilft, diese Probleme zu mildern. Mithilfe des Mobiltelefons können Kund*innen überprüfen, ob das Produkt echt ist.

Produkt-Authentifizierung mit NFC

Produkt-Authentifizierung mit Nearfield Communication (Quelle: Blue Bite)

Produktregistrierung

Die Produktregistrierung ist äußerst wertvoll, weil sie es Marken ermöglicht, leicht Kunden zu gewinnen und zu binden. Indem der Produktregistrierübungsprozess mithilfe von NFC interaktiv gestaltet wird, ist es wahrscheinlicher, dass Kund*innen ihre Artikel registrieren. So akquirieren Marken Kund*innen leichter, unabhängig davon, wo das Produkt gekauft wurde.

Feedback von Kund*innen

Mit der Produktregistrierung eng verbunden ist das Feedback. Das Einfügen eines Feedback-Formulars in ein Produkterlebnis ermöglicht es dem Marketing, herauszufinden, was Kund*innen von Produkten halten. Die Erkenntnisse befähigen Marken, Produktentwicklung und Design in Zukunft zu verbessern.

Exklusiver Inhalt und zusätzliche Leistungen

Durch die Erstellung von Inhalten, die nur für Kund*innen zugänglich sind, die einen Kauf abgeschlossen haben, wird das Produkt für Kund*innen einzigartig und wertvoll. Dies verbessert das Erlebnis, das Produkt zu besitzen, da es eine exklusive Gemeinschaft treuer Kund*innen schafft. Diese erhalten dann über NFC besonderen Zugang nicht nur zu Inhalten erhalten, die in das Produkt eingebettet sind, sondern auch zu Veranstaltungen, die nur für diejenigen beworben werden, die das Produkt besitzen.

Exklusiven Content über Near Field Communication abrufen (Foto: Klaus Knussmann)

Gamifizierung von Produkten

Seit einiger Zeit hält auch Gamification im Marketing Einzug. Mithilfe von NFC werden Produkte in ein Spiel eingebunden. Das wiederum verleiht dem Produkt einen zusätzlichen Wert. Spiele beinhalten Herausforderungen, die Preise wie Rabatte, Zugang zu exklusiven Veranstaltungen und vieles mehr ermöglichen. Diesen Ansatz verfolgte zum Beispiel Adidas mit seinem offiziellen Spielball zur Weltmeisterschaft.

Ereignis Check-in

Ein herausragender NFC-Anwendungsfall ist das Einchecken, wobei ein aktiviertes Produkt als virtuelles Ticket für eine Veranstaltung fungieren kann. Durch die Verwendung von NFC beim Einchecken entfällt die Notwendigkeit einer zusätzlichen Ticketausstellung, und es wird ein Erlebnis rund um den Besitz eines Artikels geschaffen. Das Produkt wird zum Ticket der Kund*innen.

Ereignis-Programmierung

Als Teil des NFC-Einsatzfalls NFC-Check-in können Veranstaltungserfahrungen so angepasst werden, dass sie relevante und nützliche Informationen für den Anlass enthalten. Der Inhalt kann ein Veranstaltungsplan, Karten zu verschiedenen Orten, nahe gelegene Restaurants und vergleichbare Veranstaltungen umfassen.

NFC-Anwendung bei der Galerie Lévy Gorvy

Die renommierte Kunstgalerie Lévy Gorvy hat einer Reihe ihrer Ausstellungen NFC- und QR-Codes hinzugefügt, um Besucher*innen mehr Informationen zu bieten. Ein weiterer Hintergrund ist es, die Marke zu verbreiten.

Dabei erhielten die Besucher*innen im Rahmen der Ausstellung “Warhol Women” Informationskarten mit eingebetteten NFC-Tags, die sie mitnahmen. Dadurch wurde das Erlebnis mit der Ausstellung und die Kundenerfahrung außerhalb der Galerie erweitert. 16 % der Besucher der Galerie interagierten mit dem intelligenten Erlebnis und schufen so eine neue Art von Galerie-Engagement, an dem die Besucher eindeutig teilnahmen.

Lévy Gorvy und NFC

Einsatz von Nearfield Communication bei Lévy Gorvy (Quelle: Blue Bite)

NFC-Anwendung bei Pernod Ricard

Der Hersteller alkoholischer Getränke, Pernod Ricard, bettet NFC-Tags in seine Wein- und Spirituosenprodukte ein. Beispielsweise stattete der Hersteller ca. 300.000 Flaschen Malibu-Rum mit NFC-Etiketten aus. So ermöglicht die Marke den Kund*innen sich an Spielen zu beteiligen, an Wettbewerben teilzunehmen oder Rezepte für Cocktails zu erhalten. Weitere Details zur Nutzung von NFC bei Pernod Ricard und anderen Marken finden Sie in einem früheren Beitrag “NFC wird erwachsen“.

Ähnlich wie Pernod Ricard setzt die Whiskey-Marke Jameson NFC ein – siehe dazu den Beitrag “Jameson Whiskey – smartes Marketing mit NFC“.

NFC-Anwendung bei Henkel

Henkel, der deutsche Konsumgüterhersteller, statte ausgewählte Verbraucherprodukte mit NFC-Tags aus. Die drei Styling-Produkte der professionellen Haarpflegemarke Indola – ca. 100.000 NFC-fähige Produkte – wurden in 35 Ländern vertrieben. Somit haben professionelle Friseure  die Möglichkeit, mithilfe ihrer Mobiltelefone den Produkt NFC-Tag zu lesen. Damit erhalten sie Zugang zu Produktinformationen, Lehrvideos von Prominenten oder einem kuratierten Instagram-Feed.

Henkel und NFC

Henkel-Produkt ist mir NFC ausgestattet (Quelle: Henkel)

NFC in der Anwendung in der Blockchain

Immer mehr Unternehmen beginnen die Vorteile von NFC –  sowohl für sich als auch für Kund*innen – zu entdecken. Insbesondere, wenn sie NFC in Verbindung mit Blockchain nutzen. Dies ermöglicht es Markenunternehmen ein physisches Objekt und Produkt mit der Sicherheit der Blockchain zu verbinden. Ein Bericht der International Trademark Association (INTA) und der Internationalen Handelskammer fasst diese Vorteile zusammen:

  • Die Internationalisierung der Warenströme führt zu mehr Komplexität in der Logistik. Die Unternehmen betreiben die Logistik heute auf globaler Ebene und integrieren breite Produktportfolios. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, ein intelligenteres End-to-End-System aufzubauen, um die Produktströme zu verfolgen und genaue Informationen zwischen den Beteiligten in der Lieferkette auszutauschen.
  • Die Koppelung der Blockchain-Technologie mit RFID/NFC-Lösungen ist ein technisches Mittel, um die Komplexität der Lieferketten zu reduzieren. Darüber hinaus werden die Lieferströme transparenter und sicherer und die damit verbundenen Verwaltungsvorgänge automatisiert. Die NFC-Technologie bietet in der Tat eine sichere Verbindung zu Daten über die Herkunft des Produktes, Zertifizierungen und den Weg durch die Lieferkette. Dies bietet allen Beteiligten, von den Lieferanten über die Partner bis hin zu den Kunden, entscheidende Vorteile.

Vorteile für Kund*innen

Die Vorteile der Nutzung von NFC für die Kund*innen sind vielfältig. Sie erfahren mehr über die Produkte und Marken, die sie kaufen, einschließlich der Möglichkeit, das Produkt vom Ursprung bis zur Lieferkette zu verfolgen und zurückzuverfolgen. Des Weiteren stellt die Nutzung von NFC keine hohen Ansprüche an die Kund*innen. Denn die NFC-Technologie ist

  • Schnell: Um NFC-Vorgänge zu veranlassen, hält der Nutzer sein Mobiltelefon lediglich an ein NFC-fähiges Gerät
  • Vielseitig einsetzbar: NFC-Transponder sind günstig und leicht in oder an Produkten oder Gegenständen zu platzieren
  • Sicher: Die geringe Übertragungsdistanz schützt bereits relativ gut vor Angriffen. Bei sensiblen Vorgängen wie etwa mobiler Bezahlung wirkt eine zusätzliche Verschlüsselung.
  • Flexibel: Darüber hinaus lassen sich NFC-Transponder mithilfe von Mobiltelefonen auch selber programmieren

Vorteile für Markenunternehmen

Die Vorteile, die eine Marke mit NFC erwirken kann, lassen sich am besten am Beispiel einer Marke verdeutlichen.

NFC stellt grundsätzlich die Verbindung zwischen einem Produkt, der Marke, dem Handel und den Kund*innen her. Bei der Outdoor- und Bekleidungsmarke Mammut bietet die NFC-Technologie und ganz konkret der in die Kleidung integrierte NFC-Chip Zugang zur Mammut Connect App. Die App erleichtert es einerseits dem Handel mit detaillierten Produktinformationen den Verkaufsprozess zu unterstützen. Andererseits gibt sie den Kund*innen neue Services an die Hand. In den drei Hauptbereichen der App – My Product, My Inspiration und My Activity – finden Kund*innen eine erlebnisorientierte Plattform mit Produktinformationen und Dienstleistungen. Dazu gehört auch eine After-Sales-Betreuung mit Angeboten wie Garantieverlängerung, Videos sowie Stories, die ein virtuelles Markenerlebnis ermöglichen. Außerdem soll es exklusive Eventeinladungen zu Outdoor-Events in Zusammenarbeit mit Handelspartnern geben. In My Activity haben Outdoor-Begeisterte zudem die Möglichkeit, ihre einzigartigen Outdoor-Erlebnisse in einem persönlichen Gipfeltagebuch zu sammeln und mit der Community zu teilen.

Letztlich wird durch die NFC-Technologie der Absatz der Produkte gefördert, der Umsatz gesteigert und die Kundenbindung erhöht.